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Sonify Festival — Parhelia-Nebensonnen
Mai 20 @ 6:30 pm - 8:00 pm
20.05.2024, 18:30 AULA
Brandhofgasse 21, Erdgeschoss, 8010 Graz
„Der Sonne und dem Tod kann man nicht ins Gesicht blicken.“ /Francois de la Rochefoucauld/
Parhelia – aus dem Griechischen die Nebensonnen: Eine Sonne der zwei ist die reale, die andere – eine Holoerscheinung, eine Illusion. Doch welche ist welche? In diesem Programm verschmelzen die Grenzen zwischen einer modernen zeitgenössischen Gegenwart und einer in den altgriechischen Sagen umsungenen in allen Zeiten Aktualität findenden Welt der Illusionen. Wo endet die musiktheatralische Konzertsituation und wo beginnt schon das konzertante Musiktheater? Welches Stück trägt eine ernsthaftere Gesellschaftskritik? Eines das Schmerzhaftes direkt anspricht oder jenes das als Parodie oder musikalische Karikatur gedacht ist? Die Grenzen zwischen diesen zwei Welten verlaufen fließend und die traditionellen Rollen ändern sich ständig. Manches Mal wird die Person hinter dem traditionell auf der Bühne schweigenden Perkussionisten Manuel Alcaraz Clemente durch die „Situations“ von Francois Sarhan sichtbar und äußert sich nicht nur instrumental, sondern überraschenderweise auch verbal und schauspielerisch. Ein ander Mal greift die Sängerin Helena Sorokina zu einem Schlaginstrument wie in der Rolle der Böses prophezeienden Kassandra in Samir Odeh-Tamimi’s „MERÉCH“.
Jegliche Performancesituation im Rampenlicht ist ein künstliches Konstrukt, in dem keinerlei Platz für die alltäglichen Gewohnheiten oder Zeit für die natürlich ausbrechenden Emotionen und Gedanken der Aufführenden vorgesehen ist. Das Publikum erwartet die Perfektion und das fast schon maschinelle „Funktionieren“ der Künstler*innen, sobald diese auf die Bühne kommen. Die „Situations“ von François Sarhan sind miniature Musiktheaterszenen, in denen sowohl die Sprache als auch die Körperbewegungen auf amüsante Art voll Leichtigkeit gesellschaftskritische Musiker*innen Alltagsgeschichten virtuos instrumentalisiert und rhythmisiert werden. Jegliche Aufführung hat einen Ritus in sich. Daher werden in diesem Programm scheinbar traditionell konzertante Werke, die aber allesamt ein Gefühl des Rituals, der Zauberei oder gewissermaßen einer schamanistischen Beschwörung vermitteln, in die Arkade der gegenwärtigen Situationen als Kontrast zu diesen eingewoben. Besonders verdeutlicht wird dies in „Rebonds B“ des griechischen Komponisten Iannis Xenakis, in Pia Palme’s 2023 explizit für dieses Duo komponierten Werk „Or is it microbiology?“, in dem die altgriechische Ariadne heutzutage wieder ihren Tod sucht, im Werk für Solostimme der philippinischen Komponistin Feliz Macahis, das an der Schwelle zwischen dem Licht und der Dunkelheit stattfindet, sowie in der Neukomposition von der in Griechenland lebenden Lettin Gundega Šmite.
Programm
Francois Sarhan (*1972, Frankreich/Deutschland) – aus den Situations (2008-2015):
Only für zwei Performer*innen
Imagination für zwei Performer*innen
Incognito für zwei Performer*innen
Hope für zwei Performer*innen
The Worker für eine*n Performer*in
Enough! The Worker für eine*n Performer*in
Pia Palme (*1957, Österreich) – Or is it Microbiology? (2023) für Helena Sorokina und Manuel Alcaraz Clemente
Samir Odeh-Tamimi (*1970, Israel/Palästina/Deutschland) – MERÉCH (2020) für Mezzosopran und Perkussionen
Iannis Xenakis (1922-2001, Rumänien/Frankreich) – Rebonds B (1987-1989) für Soloperkussionen
Feliz Anne Reyes Macahis (*1987 Philippinen/Österreich) – Neues Werk (2023) für Helena Sorokina
Gundega Šmite (*1977 Lettland/Griechenland) – Neues Werk (2024) für Helena Sorokina und Manuel Alcaraz Clemente
Helena Sorokina, Gesang
Manuel Alkaraz Clemente, Perkussionen